ALLGEMEINE NEWS / 08-03-2023
Frage. Sie haben gerade die Stelle als Leiterin für Nachhaltigkeit bei Grupo Arania angetreten. Werden Sie den 8. März auf einen besondere Art und Weise feiern?
Antwort. Was mir besonders am Herzen liegt, ist die Arbeit für eine gleichberechtigte Welt und das tägliche Bemühen um die Anerkennung der Frauen, mit denen ich das Privileg habe, zusammenzuarbeiten. Wir sind noch weit davon entfernt, eine gerechte Gesellschaft zu sein, in der die Grundrechte aller Menschen geachtet werden, und deshalb sollten wir unsere Anstrengungen auf die Bildung konzentrieren: Wir müssen von der frühen Kindheit an und in allen Bereichen der Gesellschaft zu Chancengleichheit mit gleichen Rechten und Pflichten erziehen. Wichtig ist, dass wir die Stereotypen aufbrechen, dass wir weibliche Vorbilder schaffen und dass wir jeden Tag des Jahres auf das Ziel hinarbeiten, in einer gleichberechtigten Gesellschaft zu leben.
„Diese Aufgabe stellt eine große Herausforderung dar, da es sich um die Leitung eines sehr wichtigen Bereichs von Grupo Arania handelt, der weitreichende wirtschaftliche, ökologische und soziale Auswirkungen hat“
F. Welche Bedeutung hat Ihre Ernennung als Leiterin einer neuen Abteilung, der Abteilung für Nachhaltigkeit, im Hinblick auf die Gleichberechtigung?
A. Ich denke, es ist Teil der internen Beförderungspolitik, die auf dem Talentmanagement und dem Transformationsprozess hin zu einem nachhaltigen Modell basiert, an dem Grupo Arania seit Jahren arbeitet. Die Abteilung für Nachhaltigkeit wurde erst jetzt offiziell ins Leben gerufen, aber die Gruppe hat sich schon immer für diese Aufgabe engagiert. Kürzlich habe ich einen Artikel der Internationalen Arbeitsorganisation gelesen, wonach die meisten nachhaltigen Veränderungen in den Unternehmen von Frauen angeführt werden. Ich fand diese Information interessant und kurios zugleich und fragte mich, ob es eine Frage der emotionalen Intelligenz oder etwas anderes sein könnte. In meinem Fall handelt es sich um eine komplexe, sehr ehrgeizige und motivierende Herausforderung, da es um die Leitung eines sehr wichtigen Bereichs von Grupo Arania geht, der weitreichende wirtschaftliche, ökologische und soziale Auswirkungen hat.
„Nachhaltigkeit ist ein bereichsübergreifendes Thema, das alle Abteilungen und Prozesse betrifft“
F. Und wozu dient eine Abteilung für Nachhaltigkeit? Welche Aufgaben und Ziele hat sie?
A. Ungeachtet ihrer formellen Gründung setzt sich die Abteilung für Nachhaltigkeit der Grupo Arania aus den 1.000 Beschäftigten zusammen, die Teil der Gruppe sind. Ich bin der sichtbare Teil, aber der Erfolg dieses Projekts wird von all den Menschen ermöglicht, die hier arbeiten. Nachhaltigkeit ist ein bereichsübergreifendes Thema, das alle Abteilungen und Prozesse betrifft. Die Notwendigkeit wird von den Marktentwicklungen, den Verbrauchern selbst und natürlich den starken Belastungen durch die Vorschriften bestimmt. Die Aufgabe der Abteilung für Nachhaltigkeit ist es, all diese Informationen zu sammeln, um das nachhaltige Wachstum der Gruppe zu fördern.
„Mein Ziel ist es, dass alle Beschäftigten der Gruppe in einem Jahr die Strategien und Ziele dieser Abteilung erklären können“
F. Sind Sie sich der Variablen bewusst, die mit dieser Ernennung verbunden sind? Sie treten Ihre erste Führungsposition in einem traditionell von Männern dominierten Sektor an; Sie tun dies in einem neu geschaffenen Bereich und Sie müssen den größten Wandel bewältigen, den die Stahlindustrie in ihrer gesamten Geschichte erlebt hat, wie uns Ihr Kollege Marc Bosch erklärt.
A. Seit ich diesen Posten übernommen habe, bin ich mir der verwandelnden Kraft der Unternehmen bei der Förderung einer besseren Welt und der positiven Auswirkungen, die sie bewirken können, sehr bewusst. Wenn wir über die Zukunft und die Wirtschaft sprechen, gibt es einen unbestreitbaren Aspekt, der sie verbindet, und das ist die Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit bedeutet, Prozesse anzupassen und alle Teams einzubeziehen, da sie bereichsübergreifend ist und alle Ebenen des Unternehmens betrifft. Dieser bereichsübergreifenden Ansatz ist für Grupo Arania von grundlegender Bedeutung geworden. Mein Ziel ist es, dass jeder Mitarbeiter der Gruppe in einem Jahr in der Lage sein wird, die Gründe, die Strategien, die Ziele usw. dieser Abteilung zu erklären. Das würde bedeuten, dass alle die Bedeutung dieser Abteilung verinnerlicht und dazu beigetragen haben, dass Grupo Arania noch nachhaltiger wird.
„Grupo Arania hat schon immer die Nachhaltigkeit gefördert. Jetzt geht es darum, alle Maßnahmen zu bündeln, um eine gemeinsame Vision zu entwickeln, Wissen zu teilen, Synergien zu schaffen usw.“
F. Die internationalen Zielsetzungen im Hinblick auf die CO2-Emissionen machen Ihre Abteilung in den nächsten Jahren zu einem strategischen Bereich... aber, wo setzt die Gruppe an? Wurden bereits Schritte in dieser Richtung unternommen?
A. „Grupo Arania hat schon immer die Nachhaltigkeit gefördert. In der neuen Abteilung sammeln wir nun all diese Informationen zu unseren Tätigkeiten in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Aber wir haben schon einen langen Weg zurückgelegt. Im Baskenland waren wir Vorreiter bei der Nutzung von Energie mit Herkunftsnachweis; wir haben ein historisches Abkommen zum Erhalt von grünem Stahl mit einem sehr bedeutenden europäischen Stahlwerk abgeschlossen; wir verfügen über Energiemanagement-Zertifizierungen nach ISO 50001; wir arbeiten an der Berechnung unseres Kohlenstoff-Fußabdrucks und an einem Dekarbonisierungsplan; es wurden Investitionen für die Installation von Photovoltaik-Paneelen genehmigt; unsere F&E-Teams arbeiten an Projekten, die einen sehr positiven Beitrag zur von der EU festgelegten Energiestrategie leisten werden; wir arbeiten an einem angemessenen Verbrauchsmaterialmanagement..... All dies ist nicht neu: jetzt geht es darum, all dies zu bündeln, um eine gemeinsame Vision bieten zu können, die es uns ermöglicht, Wissen zu teilen und Synergien zu schaffen.
„Das Wichtige bei den Emissionsreduktionszielen ist, dass sich die Unternehmen der Notwendigkeit bewusst geworden sind und entsprechende Maßnahmen ergreifen“
F. Auf europäischer Ebene gibt es äußerst ambitionierte Zielsetzungen. Ist es möglich, die CO2-Emissionen bis 2030 um 55% zu reduzieren?
A. Dieses im „Fit for 55“-Paket festgelegte Ziel ist eine sehr ehrgeizige Zielvorgabe, die sich teilweise auf Gesetze stützt, die noch nicht einmal verabschiedet wurden. Meiner Meinung nach ist es wichtig, dass sich die Unternehmen der Ziele bewusst sind und wir Schritte in diese Richtung unternehmen, da die Transformation zur Nachhaltigkeit ein langfristiger Prozess ist.
„Die rasche Entwicklung der Unternehmen in Richtung Dekarbonisierung wurde durch die geopolitische und finanzielle Lage verlangsamt“
F. Darüber hinaus ist die derzeitige internationale Situation äußerst instabil. Welche Auswirkungen kann dies auf die Zeitvorgaben haben?
A. Zweifelsohne hat diese Situation Auswirkungen, da aktuell keine Stabilität gegeben ist: Es ist bezeichnend, dass das britische Collins Dictionary das Wort „permacrisis“ (Dauerkrise) zum Wort des Jahres 2022 gekürt hat. Letzte Woche fand ein Frühstückstreffen der Women Action Sustainability statt, bei dem deutlich wurde, dass das Tempo, das die Unternehmen bei ihren eigenen Dekarbonisierungsprozessen aufgenommen hatten, durch die geopolitische und finanzielle Lage eindeutig verlangsamt wurde. In jedem Fall und unabhängig davon, wie schnell dieser Prozess voranschreitet, ist es wichtig, dass wir weiterhin handeln und Schritte auf diesem langen Weg zum Ziel unternehmen.
„Obwohl es derzeit noch keinen grünen Stahl gibt, sind wir dabei, den Anteil unserer Einkäufe bei Lieferanten von Stahl mit geringen CO2-Emissionen zu erhöhen“
F. Grupo Arania hat konsequent auf den sogenannten grünen Stahl gesetzt. Welche Schritte haben Sie bisher unternommen und wie lauten Ihre Prognosen?
A. Wir sind Vorreiter bei der Umstellung auf grünen Stahl und haben ein strategisches Abkommen mit der Salzgitter Gruppe, einer der wichtigsten Industriekonzerne im Stahlsektor, abgeschlossen. Dieses deutsche Unternehmen hat sich verpflichtet, ab Ende 2025 oder Anfang 2026 diese Art von Stahl zu liefern. Vor diesem Datum von wirklich grünem Stahl zu sprechen, wäre reine Utopie. Wir gehen davon aus, dass es ein sehr begrenztes Angebot an emissionsfrei hergestelltem Stahl und eine große Knappheit geben wird. Deshalb positionieren wir uns schon heute und arbeiten eng mit allen Marktteilnehmern zusammen, um uns einen guten Wettbewerbsvorteil auf dem Markt zu verschaffen.
Darüber hinaus haben wir MoU-Vereinbarungen (Memorandum of Understanding) mit ThyssenKrupp und TATA unterzeichnet und gemeinsam mit Arcelor Mittal und Salzgitter Tests mit Stahl durchgeführt, der mit sehr niedrigen CO2-Emissionen hergestellt wird, und der, wie ich bereits erwähnt habe, bisher nur in sehr begrenztem Umfang verfügbar ist.
Die Stahlwerke haben sich diesen Zeitpunkt (Ende 2025/Anfang 2026) als Meilenstein gesetzt und um ihn einzuhalten, müssen sie die größten Investitionen in der Geschichte des Stahlsektors tätigen.
Grupo Arania prüft weiterhin die Möglichkeit, weitere Vereinbarungen dieser Art mit anderen Stahlwerken sowohl innerhalb als auch außerhalb Europas zu unterzeichnen.
Obwohl es heute noch keinen grünen Stahl gibt, der ohne CO2-Emissionen hergestellt wird, kaufen wir verstärkt bei Lieferanten von Stahl mit sehr niedrigen Emissionen ein und arbeiten weiterhin eng mit den weltweit führenden Stahlwerken zusammen, um in Europa eine führende Position beim Übergang zu CO2-frei produziertem Stahl einzunehmen.
„Die Umsetzung eines verantwortungsvollen Managements schafft Vertrauen und positioniert Grupo Arania als zuverlässige und seriöse Marke, ohne dabei die Rentabilität zu vergessen“
F. Welchen Herausforderungen stellt sich Ihre Abteilung im Bereich der sozialen Verantwortung des Unternehmens?
A. Seit ihrer Gründung setzt die Gruppe eine verantwortungsvolle Unternehmensführung um, die Teil unserer Identität und unserer Werte ist. Dabei handelt es sich um Verfahren, die von der Gruppe gesteuert werden und die von jedem der zugehörigen Unternehmen umgesetzt werden. Auf diese Weise kann Vertrauen auf dem Markt geschaffen und die Gruppe als zuverlässige Marke mit einem sehr guten Ruf positioniert werden, natürlich ohne dabei den Aspekt der Rentabilität als oberstes Ziel dieses Unternehmensprojektes zu vergessen. Zu unseren Herausforderungen gehören die Stärkung dieser Gruppenkultur, die Einsparung von Ressourcen, der Austausch von Wissen und weitere Fortschritte in den Bereichen Wirtschaft, Umwelt und Soziales.
F. Welche Projekte haben Sie für 2023 geplant?
A. Wir werden uns darauf konzentrieren, die Ziele für nachhaltige Entwicklung in unsere Strategie zu integrieren; die Vielfalt zu managen; das Projekt „Gesundes Unternehmen“ weiter auszubauen; an verantwortungsvollen und nachhaltigen Innovationen zu arbeiten; Fortschritte im Hinblick auf die grüne Taxonomie zu machen; die Vorschriften zu überwachen; die Abfallwirtschaft im Rahmen unseres Engagements für die Kreislaufwirtschaft zu verbessern und all dies selbstverständlich transparent zu kommunizieren. Nächstes Jahr wird eine neue EU-Richtlinie in Kraft treten (CSRD), die zu mehr Transparenz bei der Berichterstattung der Unternehmen beitragen soll.